Salome. Oper von Richard Strauss (1864-1949). Musikdrama in einem Akt. 1905. Libretto von Hedwig Lachmann, nach Oscar Wildes gleichnamiger Dichtung. Uraufführung an der Hofoper in Dresden am 9. Dezember 1905.
Besuchte Vorstellung: 30. September.
Musik: 4****
Inszenierung: 4****
SALOME
Zur diesjährigen Saisoneröffnung präsentierte das Opernhaus Zürich eine ansprechende Neuproduktion von Richard Strauss einaktiger Oper Salome. Damit kehrte nach monatelangen Schliessungen des Opernhauses im Zuge der Corona-Pandemie und einem im Rahmen der Abstandsregeln in der Folge nur noch zugespielten Orchesters, – die Musiker der Philharmonia duften nun endlich wieder im Graben Platz nehmen – wieder so etwas wie Normalität am Opernhaus Zürich ein.
Intendant Andreas Homoki hatte dabei eine klar verständliche, psychologisch durchdachte Inszenierung erarbeitet, die besonders in der Konfrontation der Salome mit der äußerst fesselnde Momente aufwies. Auch die finale Schlusspointe (“Man töte dieses Weib”), war im Gesamtzusammenhang sehr gelungen.
Insgesamt war Homokis Personenregie intensiv und ganz im Einklang mit der Musik. Einzig in dem von Arturo Gama choreographierten Schleiertanz hätte ich mir etwas mehr Sinnlichkeit gewünscht. Das abstrakte Bühnenbild von Hartmut Meyer deutete den geforderten Spielort eines Palastes an, und schuf eine bedrückende Atmosphäre. Die zeitlosen Kostüme von Mechthild Seipel waren grösstenteils elegant und gelungen, lediglich bei den Juden und den Soldaten, waren die Entwürfe etwas zu schrill geraten.
Mit Simone Young stand am besuchten Abend eine erfahrene Dirigentin am Pult der Philharmonia Zürich.
Mit viel Engagement und Leidenschaft dirigierte sie Strauss‘ opulent orchestrierte Partitur und schoss dabei in Sachen Lautstärke teilweise etwas über Ziel hinaus. Da wurden teilweise die Sänger zugedeckt.
Darunter hatte vor allem die Sängerin der Titelrolle Elena Stikhina zu leiden, welche sich mit ihrem wunderschönen höhensicheren Sopran ein mitreißendes Rollenportrait gestaltete und deren eiskalten Forderungen nach dem Kopf des Jochanaan eine wirkliche Klasse für sich darstellten. Kostas Smoriginas sang einen mächtigen Propheten Jochanaan, der mit einem gewaltigen “Zurück Tochter Babylons” das Publikum wahrlich den Atem anhalten ließ und auf beeindruckende Weise den Kampf gegen seine Anziehung durch Salome spielte. Höchstes Niveau bot Wolfgang Ablinger-Sperrhacke als lüsterner Herodes, Michaela Schuster gab eine herrlich keifende, bühnenpräsente Herodias. Luxuriös besetzt war der Hauptmann Narraboth mit Mauro Peter, Siena Licht Miller sang einen ausgezeichneten Pagen.
Als Besonderheit dieser Inszenierung hatten sich Simone Young und Andreas Homoki jeden der fünf Juden mit drei Sängern zu besetzen, was nicht nur einen tollen klanglichen Effekt erzeugte, sondern auch vor Augen führte, welchen Druck die Juden in diesem Werk auf den Tetrarchen Herodes ausüben.
Am Ende dieses geglückten Opernabends wurden alle Beteiligten lautstark gefeiert!