Ariadne auf Naxos in Zürich

Musikalische Leitung: Markus Poschner; Inszenierung: Andreas Homoki; Primadonna/Ariadne: Daniela Köhler; Der Tenor/Bacchus: John Matthew Myers; Ein Musiklehrer: Martin Gantner; Zerbinetta: Ziyi Dai; Der Komponist: Lauren Fagan; Der Haushofmeister: Kurt Rydl; Ein Offizier: Tomislav Jukic; Ein Tanzmeister: Nathan Haller; Ein Perückenmacher: Felix Gygli; Ein Lakai: Max Bell; Harlekin: Yannick Debus; Scaramuccio: Daniel Norman; Truffaldin: Hubert Kowalczyk; Brighella: Andrew Owens; Najade: Yewon Han; Dryade: Siena Licht Miller; Echo: Rebeca Olvera

Das Opernhaus Zürich hat sich mit der saisoneröffnenden Neuinszenierung von Richard Strauss‘ Ariadne auf Naxos erneut als Ort musikalischer Exzellenz bewiesen. Unter der musikalischen Leitung von Markus Poschner gelang ein packender und fein nuancierter Opernnachmittag, der die beiden Welten von Komödie und Tragödie, wie sie im Werk aufeinandertreffen, klug miteinander verschmolz. Poschner dirigierte das Philharmonia Zürich mit großer Sorgfalt, schuf aus dem fast kammermusikalischen Werk eine differenzierte Klangwelt und brachte die lyrisch-süßen, aber auch humorvollen Elemente der Partitur lebendig zum Ausdruck.

Die Inszenierung von Hausherr Andreas Homoki setzte auf Klarheit und erzählerische Stringenz. Dabei vertraute sie ganz auf die Musik und das wunderschöne Libretto von Hugo von Hofmannsthal. Unterstützt wurde Homoki dabei von dem eindrucksvollen Bühnenbild von Michael Levine. Dieses zeigte im Vorspiel eine klassische Backstage-Situation, wie man sie aus vielen Theatern kennt. Homoki arbeitete die Gefühlswelten und Launen der ausführenden Künstler intelligent und augenzwinkernd heraus.

Ariadne auf Naxos

Die wüste Insel Naxos der Oper interpretierte er hingegen als großes, elegantes Zimmer, das in der Schlussszene aufwändig im Bühnenhimmel dupliziert wurde und trotz der abstrahierten Umsetzung durch seine Rotationsmöglichkeit immer eine Insel blieb. In diesem Setting gelang Homoki eine feinsinnige, aber dramaturgisch dichte Umsetzung. Hannah Clarks elegante Kostüme, die mit Leichtigkeit zwischen den Stilen wechselten, unterstrichen das Spannungsfeld zwischen den hohen und niedrigen Künsten, die in diesem Werk aufeinandertreffen. Das Lichtdesign von Franck Evin verlieh den unterschiedlichen Szenen atmosphärische Tiefe und trug zur intensiven Wirkung des Bühnenbildes bei.

In der Titelrolle der Ariadne überzeugte Daniela Köhler mit ihrer warmen, kraftvollen Sopranstimme. Sie verstand es, die innere Zerrissenheit der Figur eindringlich darzustellen. Ihr großes Lamento „Es gibt ein Reich“ wurde zu einem Höhepunkt des Abends. Ihr Bacchus, gesungen von John Matthew Myers (der für Brandon Jovanovich einsprang), beeindruckte durch eine strahlende Höhe und klare Artikulation. Zwar geriet Myers‘ Tenor in den exponiertesten Momenten etwas unter Druck, doch bewies er große Standhaftigkeit in dieser kurzen, jedoch extrem fordernden Partie.

Ariadne auf Naxos

Ziyi Dai als Zerbinetta konnte es in dieser Vorstellung leicht mit den berühmten Rollenvorgängerinnen aufnehmen, die die Zerbinetta in den vergangenen Jahrzehnten am Opernhaus Zürich gesungen haben. Sie setzte mit brillanter Koloraturtechnik und darstellerischer Präsenz komödiantische Akzente. Ihr „Großmächtige Prinzessin“ wurde zum schillernden Paradebeispiel virtuoser Gesangskunst und sorgte für begeisterten Applaus.

Lauren Fagan als Komponist war eine besondere Entdeckung des Abends. Mit lyrischer Intensität und feiner Phrasierung gelang es ihr, die idealistische Leidenschaft dieser Figur überzeugend zum Ausdruck zu bringen. Martin Gantner als Musiklehrer und die Opernlegende Kurt Rydl in der Sprechrolle des Haushofmeisters verliehen ihren Rollen Tiefe und ironischen Charme.

Besondere Erwähnung verdienen auch die kleineren Rollen, die durchweg exzellent besetzt waren. Yannick Debus als Harlekin und Hubert Kowalczyk als Truffaldin zeichneten sich durch starke Bühnenpräsenz aus, während die drei Nymphen – Yewon Han (Najade), Siena Licht Miller (Dryade) und Rebeca Olvera (Echo) – mit blendend aufeinander abgestimmten Stimmen für lyrische Momente sorgten.

Ariadne auf Naxos

Das gesamte Ensemble arbeitete nahtlos zusammen, was besonders in den turbulenten ersten Szenen und der internen Opernhandlung deutlich wurde. Die komödiantischen Elemente wurden mit Leichtigkeit dargeboten, ohne jemals in Klamauk abzudriften, und die dramatischen Momente des zweiten Teils erreichten eine berührende Tiefe.

Das Opernhaus Zürich zeigt mit „Ariadne auf Naxos“ eine gelungene Inszenierung, die durch starke musikalische Leistungen getragen wird. Markus Poschner am Pult und die großartige Besetzung, allen voran Daniela Köhler und Ziyi Dai, machten diesen Opernabend zu einem Erlebnis, das am Ende dieser Nachmittagsvorstellung von Jung und Alt bejubelt wurde.

Marco Aranowicz

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