S: Eliza Boom; eS: Juliana Zara; M: Daria Proszek; eM: Yajie Zhang; T: George Vîrban; eT: Andres Agudelo; B: Andrew Hamilton; eB: Theodore Platt; Orchestra: Klangforum Wien; Opernstudio der Bayerischen Staatsoper; Conductor: Patrick Hahn; Music: Miroslav Srnka; Production: Nicolas Brieger; Set Design: Raimund Bauer
Musik: ☺
Inszenierung: 😢😣
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Microsofts experimentelles Projekt Singularity begann einst mit der Frage, wie moderne Betriebssystem- und Anwendungssoftware aussehen würde, wenn man sie mit Software-Engineering entwickelt. Der Komponist Miroslav Srnka nannte so seine gleichnamige „Weltraum-Oper für junge Stimmen“, die im Cuvilliés-Theater ihre Uraufführung feierte. Das Thema: All und Erde, reale und digitale Welt, echte Menschen und als Pendant deren digitale Figuren.
Auf der Suche nach der beständigen Zeit
Der in Prag geborene 46jährige Musikwissenschaftler und Kompositionsprofessor an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln ist eine feste Größe in der Zeitgenössischen Musik, seit er vor 10 Jahren mit Make No Noise und 2016 mit South Pole, Scotts und Amundsens Wettlauf zum Südpol, eine bis dahin nicht gekannte, überwältigend eigenständige Erzähl-Ära in der Geschichte der Oper kreierte, die persönliche Extremsituationen und Schicksale mit dem „Hören des noch nicht Erklungenen“ verknüpft. Die Frage nach Hören und Taubheit, extremer Kälte und ihren Folgen, familiären Konstruktionen, verschiedenen Definitionen von Wahrheit, Schicksalen von politischen Flüchtlingen, um nur einige zu nennen, seine Themenspannweite ist mindestens so umfassend wie der Erfindungsreichtum und das musikalische Können dieses Komponisten.
Die Besetzung von SINGULARITY besteht aus B, Bariton, Gamer; seiner Freundin S, Sopran; Tenor T, alleinlebend mit seiner Trost-Drohne und M, Mezzosopran, sozial-inkompatibel. Dazu gesellen sich gesichtslos-monochrom schwarz eB, eS, eT und eM, ihre vier digitalen Stimmen und Sc, Screeny, der kugelig-silberne Computer für das Weltraum-Spa.
Nächtelanges Computerspiel, Software-Updates fürs Messaging, eine Trostdrohne mangels Freundin, das zu späte Erkennen wahrer Liebe, Sex, nachdem die Sprachfunktion (des Computers) ausgeschaltet ist, Deinstallation, Singularität statt Teil des Ganzen oder Tod?
„Ray Kurzweil“, der sich selbst als überzeugten Futuristen bezeichnet, stellt im Programmheft die Frage, wie die Zukunft von Mensch und Maschine aussehen kann? Niemand kann in die Zukunft blicken. „Die Visionen für eine vielleicht gar nicht so ferne Gegenwart“ schildert er in seinem Buch „The Singularity Is Near“: Die künstliche Intelligenz erreicht das Niveau, welches menschlichen Fähigkeiten entspricht.
Miroslav Srnka und Tom Holloway, der das Libretto schrieb, springen 40 Jahre vor, reichern die Singularität mit implantierbaren Mikrochips und Nanotechnologie an, lassen Figuren reden, ohne etwas zu sagen. Ein Update läßt das Betriebssystem außer Kontrolle geraten. Drei Menschen werden in Quarantäne geschickt, isoliert auf einem anderen Planeten, wo sie herausfinden, was passiert ist, wer sie sind und was ihnen wichtig ist. Falsch, diese Oper ist nicht in Folge von Covid entstanden, sie wurde zuvor fertig gestellt, kam erst jetzt zur Aufführung.
„I’m not sending anything.”
Das 14 Mann starke Orchester unter der musikalischen Leitung von Patrick Hahn wirkt zunächst nur illustrierend, wird dann immer eigenständiger. Die Instrumentalisten nehmen zweckentfremdete Gebrauchsgegenstände hinzu. Die Partitur wird um akustische Signets, Emojis, Geräusche und Klänge aus der digitalen Welt ergänzt. Raimund Bauer hat dazu eine sterile Bühne mit weißen Liegen und schwarzen Löchern geschaffen, die von Benedikt Zehm und Stefano Di Buduo mit Licht, Vogelschwärmen, Videoinstallationen im gewollten Kontrast zur Pracht des Cuvilliés-Theaters stehen. Das ist sehr schön anzuschauen. Zunehmende Einsamkeit soll thematisiert werden, es werden Begriffe genannt wie Konformitätsdruck, Scham, Fremdscham, Verlierer, falsche Versprechen. Gesungen wird bei dieser Aufführung allerdings fast gar nicht. Das erste gesprochene Wort ist „Fuck“ und so geht es weiter: „This sucks. This is shit. This is fucking shit.“ Es folgen epileptische Zuckungen, immer wiederkehrende Emojis, ein im blauen Bademantel über die Bühne schlurfender Darsteller, Kopulation (zum Glück bekleidet), banale, sich mehrfach bis zur Ermüdung wiederholende Dialoge wie „Ohren wachsen. Du siehst phantastisch aus und kein bißchen älter.“, „You are a looser“, „I want to go home“, „Es gibt für jeden jemanden“. Und nach 90 Minuten endet es mit „Suckers. Fucker. Bugger.“ Srnka sagt, das sei die Sprache der Jugendlichen und für sie wollte er das Stück schreiben. An diesem Premierenabend sehe ich höchstens fünf unter 30 jährige im Publikum.
Gern hätte ich nach 30 Minuten schon den Bullshit Button gedrückt.