Tosca. Zurück zu den Wurzeln.

Inszenierung: 4****
Musik: 5*****

Musikalische Leitung DIRK KAFTAN; Regie SILVIA GATTO; Floria Tosca YANNICK-MURIEL NOAH; Mario Cavaradossi GEORGE ONIANI; Baron Scarpia CLAUDIO OTELLI; Cesare Angelotti CHRISTOPHER JÄHNIG; Der Messner MARTIN TZONEV; Spoletta JAN RUSKO; Sciarrone MILJAN MILOVIC; Ein Schließer JONGMYUNG LIM; Ein Hirt CLARA TESCHNER; Kostüme SIMONE RENDACORDONI; Licht BORIS KANNENT; Chor ANDRE KELLINGHAUS; Einstudierung Kinder und Jugendchor EKATERNA KLEWE


TOSCA – Zurück zu den Wurzeln

Während im vergangenen Jahr Tosca an der Bayerischen Staatsoper durch die Regie förmlich hingeschlachtet wurde, ist sie an der Oper Bonn in einer klassischen Inszenierung wieder auferstanden. Die Produktion beeindruckt nicht nur durch ihre Treue zu den Wurzeln der Oper, sondern auch durch die Tatsache, dass die Musik selbst nie aus den Augen verloren wurde – ein wahrer Genuss für alle Liebhaber des Originals.
In einer Zeit, in der experimentelle Regiekonzepte die Musik in den Hintergrund drängen, gelingt es Silvia Gatto, die klassische Tragödie von Puccini in den Mittelpunkt zu stellen. Sie lässt die emotionalen und dramatischen Entwicklungen der Figuren sprechen, ohne den Zuschauer mit unnötigen Ablenkungen zu nerven.
Die Entscheidung, das Bühnenbild des Teatro Communale di Bologna zu übernehmen, lässt die Frage aufkommen, ob klassische Bühnenbilder in unserem Land überhaupt noch realisierbar sind. Einen derart illusionistisch gemalten Prospekt, wie ihn diese Tosca im 2. Akt bietet,  dazu bedarf es schon wahrer Künstler der Bühnenmalerei. Und man hätte sich noch mehr derartiger Illusion gewünscht. Leider aber sind die Gassen nur schwarz abgehangen und ansonsten wird mit Projektionen gearbeitet. Doch der Charakter des Stückes ist gewahrt.
Tosca. Zurück zu den Wurzeln.
Tosca. ©Bettina Stoess. Theater Bonn.
Die musikalische Leitung von Dirk Kaftan war ein Highlight der Aufführung. Er führte das Orchester mit sicherer Hand und ließ Puccinis meisterhafte Partitur in all ihrer Pracht erstrahlen. Besonders bemerkenswert war, wie der Dirigent die Balance zwischen Orchester und Gesang sorgsam auslotete, sodass nie ein Moment der Überlagerung entstand – die Sänger hatten stets Raum, ihre Stimmen voll zur Geltung zu bringen.


Leidenschaftliche Diva mit einer tiefen, emotionalen Dimension

Floria Tosca, dargestellt von Yannick-Muriel Noah, war eine wahre Entdeckung. Ihre kraftvolle Stimme und ihr intensives schauspielerisches Spiel verliehen der Rolle der leidenschaftlichen Diva eine tiefere, emotionalere Dimension. George Oniani als Mario Cavaradossi und Claudio Otelli als Scarpia trugen ebenso entscheidend zur begeisternden Wirkung des Abends bei. Oniani verströmte mit strahlendem Tenor in seiner Darbietung eine ständige Mischung aus Liebe und Verzweiflung, während Otelli einen Scarpia präsentierte, der in seiner Bosheit sowohl bedrohlich als auch faszinierend war.
Die übrigen Sängerinnen und Sänger, allen voran Christopher Jähnig als Cesare Angelotti und Jan Rusko als Spoletta, fügten sich harmonisch in das Ensemble ein. Besonders der Chor unter der Leitung von Andre Kellinghaus trug entscheidend zur packenden Atmosphäre bei, wobei auch der Kinder- und Jugendchor unter Ekaterina Klewe stimmlich überzeugte. Hervorgehoben werden muss noch Clara Teschner, die den Hirten mit schönem Kindersopran sang.
Nicht zuletzt muss man die Kostüme von Simone Rendacordoni und das Lichtdesign von Boris Kannent loben. Die stilechten, dennoch schlichten Kostüme sowie die subtile Beleuchtung sorgten dafür, dass das historische Ambiente stimmig in Szene gesetzt wurde. Das Te Deum hätte allerdings genauer in Kostüm und Ritus recherchiert werden müssen.
Tosca. Zurück zu den Wurzeln.
Tosca. ©Bettina Stoess. Theater Bonn.

Begeistert von der Inszenierung

Das Publikum war rundum begeistert von der Inszenierung und dem außergewöhnlichen künstlerischen Niveau der Aufführung. Jeder Moment der Darbietung war von intensiver Emotion und meisterhafter Technik geprägt, was die Zuschauer in seinen Bann zog. Der Schlussapplaus war überwältigend – das Publikum spendete einen Mega-Applaus, der sich minutenlang hinzog. Es war eine wahre Ehrung für das gesamte Ensemble und die Produktion, die mit solch einer Begeisterung belohnt wurde. Die Zuschauer erhoben sich, um den Künstlern und dem Orchester für ihre herausragende Leistung ihren tiefsten Respekt zu zollen.
Insgesamt ist diese Tosca an der Oper Bonn eine gelungene Produktion, die das Publikum mit auf eine emotionale Reise nimmt und eine kraftvolle Rückkehr zu den Wurzeln dieser unsterblichen Oper ermöglicht. Wer die klassische Schönheit von Puccinis Werk liebt, findet hier fast alles, was das Herz begehrt.

Christoph G. Molitor

Tosca. Zurück zu den Wurzeln.
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Christoph G. Molitor

Christoph graduated from the Mozarteum University of Music and Performing Arts in Salzburg. He is areviewer, an illustrator, author and puppeteer.

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Francesco Zito
Francesco Zito
2 Tage zuvor

Sarà pure tradizionale questa Tosca, ma una finestra gotica a Sant’Andrea della Valle? Mah…

Christoph G. Molitor
Christoph G. Molitor
1 Tag zuvor
Reply to  Francesco Zito

You are right. Therefore I wrote „almost“.