WAGNER IN LUZERN
Luzern, SommerFestival 2022. Budapest Festival Orchestra mit Ivan Fischer: Richard Wagner, Siegfried-Idyll E-Dur und Die Walküre, Konzertante Aufführung des Ersten Aufzugs.
Budapest Festival Orchestra: Ivan Fischer, Dirigent. Camilla Nylund, Sieglinde. Klaus Florian Vogt, Siegmund. Günther Groissböck, Hunding.
Musik: 5*****
Einen Höhepunkt des diesjährigen Lucerne Festivals stellte das Richard Wagner-Konzert des Budapest Festival Orchestra mit der Aufführung des Siegfried-Idylls aus dem Jahre 1870 und der konzertanten Aufführung des Ersten Aufzuges der Walküre dar.
Das Siegfried-Idyll, das in Wagners Villa in Tribschen bei Luzern anlässlich Cosimas Geburtstag uraufgeführt wurde, hat – nicht zuletzt auf Grund seiner engen Beziehung zu Luzern – eine lange Tradition beim Lucerne Festival. So erklang es gemäß dem Programmheft erstmals 1938 «bei der Geburtsstunde des Festivals» vor Wagners Villa in Tribschen unter der musikalischen Leitung von Arturo Toscanini. Bei der aktuellen Aufführung stimmte das Budapest Festival Orchester unter der beherzten und gefühlvollen Leitung von Ivan Fischer mit sanft wiegend gespielten Triolen auf den Abend ein.
Dabei kam die Bedeutung der darin zitierten Leitmotive aus Richard Wagners Oper Siegfried bestens zur Geltung.
Auch die konzertante Aufführung des Ersten Walküren-Aufzugs hat beim Lucerne-Festival eine lange Tradition. Für den zweiten Teil des Konzerts, wurde die Formation des Orchesters deutlich auf Operngrösse erweitert. Mit einem leidenschaftlichen, durch Mark und Bein gehenden musikalischen Gewittersturm eröffnete Ivan Fischer das berühmte d-Moll-Vorspiel der Walküre, wobei die absteigenden Kontrabässe gegenüber den übrigen tremolierenden Streichern faszinierend herausgearbeitet waren – eine orchestrale Transparenz, die über den gesamten ersten Aufzug der Walküre bestehen bleiben sollte. Da ertönten die Hörner beim Auftritt Hundings martialisch, da fand das berühmte Wotan-Motiv bei den Erzählungen von Siegmund und Sieglinde zu feierlich-majestätischer Größe, da beschworen die Harfen die romantische Stimmung der von Siegmund besungenen «Winterstürme» auf faszinierende Weise.
Als Siegmund begeisterte der renommierte Wagner-Tenor Klaus Floria Vogt mit seinem charakteristischen hellen Tenor, dem es bestens gelang sich über die Orchesterwogen zu behaupten. So berührte er mit seiner Großen Erzählung und fesselte mit leidenschaftlichen Wälse-Rufen. Besonders berührend gerieten die lyrisch komponierten Phrasen der «Winterstürme», bei denen Klaus Florian Vogt seinen Tenor auf fast belcanteske Weise fließen lassen konnte. Neben diesem intensiven Siegmund, stand die finnische Sopranistin Camilla Nylund als Sieglinde, die im September in der neuen Walküre am Opernhaus Zürich die Brünnhilde singen wird. Mit perfekt geführtem, voluminösen, jedoch auch gleichzeitig strahlendem hochdramatischen Sopran konnte die großartige Sängerin rundum begeistern. Dabei gelang es ihr einerseits, Sieglindes kochende Emotionen auf ein Maximum auszureizen. Andererseits berührte Nylund auch mit leiser Innigkeit, wie etwa in Sieglindes grosser Erzählung. Zudem zeichnete sich ihre Interpretation durch eine vorbildliche Textverständlichkeit aus. Dies galt auch für Günther Groissböck, der mit seinem nachtschwarzen Bass, als bedrohlicher Hunding mächtig auftrumpfte und Lust darauf machte, diesen Sänger auch außerhalb des deutschen Repertoires zu erleben.
Das Publikum folgte dem 90-minütigem Konzert wie gebannt. Nach den an Leidenschaft fast berstenden Schlusstakten der Liebesszene von Siegmund und Sieglinde, brach lautstarker Jubel aus, der mit Ovationen für alle Beteiligten endete.
Das Konzert war ausgezeichnet in jeder Hinsicht. Schade dass die Texte am Bildschirm unscharf und zu klein waren. Man konnte sie nicht sehen. Mein Platz 1 Galerie links 1 Reihe.