Macbeth. Oper in vier Akten von Giuseppe Verdi (1813-1901). Libretto von Francesco Maria Piave mit Ergänzungen von Andrea Maffei nach „The Tragedy of Macbeth” von William Shakespeare.
Musikalische Leitung: Nicola Luisotti; Macbeth: George Petean; Banco: Riccardo Zanellato; Lady Macbeth: Veronika Dzhioeva; Kammerfrau der Lady Macbeth: Bożena Bujnicka; Macduff: Benjamin Bernheim; Malcolm: Alejandro Del Angel; Arzt: Alexander Fritze; Diener Macbeths, Mörder: Andrew Moore; Philharmonia Zürich; Chor der Oper Zürich; Statistenverein am Opernhaus Zürich; Inszenierung: Barrie Kosky
Musik: 4****
Inszenierung: 4****
Eigentlich hätte Anna Netrebko in der gegenwärtigen Aufführungsserie von Giuseppe Verdis Macbeth in zwei Aufführungen Ende März ihr Comeback am Opernhaus Zürich feiern sollen. Verbunden mit dem Krieg in der Ukraine, wurde der Vertrag für das Gastspiel jedoch aufgelöst. Wer sich trotz dieser Umbesetzung für den Besuch der lange im Vorfeld ausverkauften Vorstellung entschied, geriet in den Genuss eines musikalisch beglückenden Opernabends.
George Petean sang mit weich timbrierten und kultiviertem Bariton einen mitreissenden Macbeth, dessen ausgezeichnete Technik und markante Bühnenpräsenz insbesondere in der grossen Szene des Macbeth mit den Hexen im dritten Akt, in dieser Inszenierung als inneren Monolog gestaltet, wahrlich beeindrucken konnte. Auch die grosse Schlussarie «Pieta, Rispetto, amore» schaffte es beinahe Mitleid mit diesem blutrünstigen Charakter zu erwecken.
Veronika Dzhioeva beeindruckte in der Rolle der mörderischen Lady Macbeth mit volltönendem, grossen Sopran. Während ihrer Auftrittsarie «Vieni t`affretta» hatte die sympathische Sängerin teilweise noch mit einem leichten Tremolo in der Stimme zu kämpfen, was ich jedoch bereits bei dem fulminant vorgetragenen « La luce langue» vollständig gelegt hatte, sodass die Sängerin mit den schwierigen, jedoch bravourös vorgetragenen Koloraturen des Brindisi begeistern konnte. In der berühmten Schlafwandelszene, gelang es ihr dann auf beeindruckende Weise, die Gebrechlichkeit der Lady Macbeth zu demonstrieren. Riccardo Zanellato beeindruckte mit warm strömendem, sonoren Bass als Banco, während Benjamin Bernheim für die vergleichsweise kurze Rolle des Macduff eine wahre Luxusbesetzung war.
Da konnte sich der aufstrebende Sänger mit seiner mustergültig vorgetragenen Arie «Ah, la paterna mano» des Jubels des Publikums sicher sein. Grosse Musikalität bewiesen auch Alejandro del Angel als Malcolm, Bozena Bujnicka als Kammerfrau der Lady, Alexander Fritze als Arzt, sowie Andrew Moore als Mörder.
Auch der von Ernst Raffelsberger einstudierte Chor sang seinen Part mit Kraft und Leidenschaft, wobei insbesondere der berühmte Chor der Schottischen Flüchtlinge zu Beginn des Vierten Aktes «Patria Oppressa» angesichts der derzeitigen politischen Situation besonders bewegend geriet. Am Pult der Philharmonia Zürich deckte Dirigent Nicola Luisotti die Abgründe in Verdis scheinbar so lieblich klingender Musik auf, er betonte die tiefen Streicher und liess so die unheimliche Atmosphäre einer düsteren, gespenstischen wirkenden Nacht aufkommen, von der im Libretto so häufig die Rede ist.
An diesem Punkt setzte auch die hochgelobte Inszenierung von Barrie Kosky aus dem Jahre 2015 an. In einem dunklen ins Unendliche, aber auch gleichzeitig ins Nichts führenden Tunnel (Bühnenbild Klaus Grünberg), treten die Figuren in den archaisch wirkenden Kostümen von Klaus Bruns plötzlich aus dem Dunkeln, werden Schatten sichtbar, fungieren die Raben als Boten des Unheils, während deren Federn immer dann verstreut werden, wenn eine Person stirbt. Das wirkt nie ermüdend und erreicht eine sich im Verlauf des Abends immer mehr steigernde Intensität, die sich jedoch ganz aus der Musik ergibt. Am Ende dieses mitreissenden Opernabends spendete das Publikum stehende Ovationen für alle Beteiligten.
Marco Aranowicz
ich hab dieser produktion in Wien gesehen januari 2022, fand die sanger in Wien klasse, aber die konfetti und die 7 Raben. weiter sieht man eigenlich nichts, schade fur so ein toller musikstuck wie Macbeth