Solidarität mit Israel
Mein letzter Besuch an der an der Israeli Opera in Tel Aviv war im April 2019. Er fand am Abend von Yom Hashoah statt, dem Gedenktag für die Opfer der Shoah, an dem in Israel für einen Moment das öffentliche Leben stillsteht. Gegeben wurde Mieczyslaws Weinbergs Meisterwerk «Die Passagierin», eine lange und beeindruckende Oper, die neben den Schrecken des Holocausts auch den Umgang mit diesem in der Nachkriegszeit thematisiert. Trotz der komplexen und bisweilen sperrigen Musik, war das Haus vollbesetzt, zu grossen Teilen auch von jungen Menschen, die bis zum Ende der Oper mit atemloser Spannung folgten.
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Israel, die einzige Demokratie im Nahen Osten, hat eine lange Operntradition. Im Jahre 1923 konnte der Dirigent Mordechai Golinkin (1875-1963) seine Vision eines Opernhauses während der britischen Mandatszeit in Palästina realisieren. Er dachte an einen «Tempel der Kunst» in Eretz Israel, ein «hebräisches Opernhaus», das den selben Stellenwert haben sollte, wie ihrerorts die berühmten Opernhäuser in Bayreuth und Milano. Trotz schwieriger und wechselhafter Zeiten mit grossen politisch bedingten und finanziellen Krisen, konnte sich bis heute die blühende und äusserst beliebte Israeli Opera fest im Lande etablieren. Sie ist ein Symbol für die Verankerung des Staates Israel in unserem Europäischen Wertesystem der Demokratie, Freiheit, Meinungsfreiheit, Kunstfreiheit und Rechtsstaatlichkeit.
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Am Samstagmorgen, 07.10.2023 wurde der Staat Israel Opfer eines grausamen und menschenverachtenden Angriffs mit tausenden Toten und Verletzten – ein Angriff auf unsere freiheitlich-demokratischen Werte. Israel befindet sich seither im Krieg.
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Obwohl Opera Gazet eine unpolitische Opernzeitschrift ist, sehen wir uns verpflichtet, an dieser Stelle dem Staat Israel und allen seinen Bewohnern in der Zeit dieser existenziellen Bedrohung unsere Solidarität zu bekunden. Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei unseren Freunden, Verwandten und all jenen, die um ihre Liebsten bangen müssen. Schalom!