La Cenerentola

La Cenerentola – Das Gute siegt

Immer wieder schön: Opern mit Happy End. Wer kennt es nicht, das Märchen von Aschenputtel. Es ist weniger die Geschichte „schöne Bürgerliche heiratet Prinzen und wird Königin“ als „Güte und reines Herz besiegen alle Widrigkeiten“. Schon Richard Osborne, einer der führenden Rossini-Biographen, bezeichnete die zur Eröffnung der Karnevalsaison 1816/1817 beauftragte Oper als die „menschlichste aller großen Komödien Rossinis“. Gut zweihundert Jahre nach ihrer Entstehung hat das Werk nichts von seiner Faszination verloren und gehört neben Der Barbier von Sevilla und Die Italienerin in Algier zum Standartrepertoire großer Opernhäuser weltweit.

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La Cenerentola (deutsch: Aschenputtel) ist eine Oper  in zwei Akten von Gioachino Rossini. Das Libretto von Jacopo Ferretti basiert auf Charles Perraults Fassung des Märchens Cendrillon und einigen älteren Libretti. Die Uraufführung erfolgte am 25. Januar 1817 im Teatro Valle in Rom. Vorstellung vom 22. Februar 2018. Live-Stream vom 05. Januar 2021.

Don Ramiro: Maxim Mironov
Dandini: Alessio Arduini
Don Magnifico: Paolo Rumetz
Angelina: Isabel Leonard
Alidoro: Luca Pisaroni
Angelina: Isabel Leonard
Clorinda: Ileana Tonca
Tisbe: Margaret Plummer

Musikalische Leitung: Jean-Christophe Spinosi
Inszenierung: Sven-Eric Bechtolf

Muziek: *3,5*
Choreografie:  *2,5*

Gioachino Rossini, einziger Sohn eines Hornisten und einer Sängerin, geboren in Pesaro, lernte als Kind Violine und Cembalo. Seiner Mutter hat er es zu verdanken, dass er mit seiner schönen Sopranstimme kein Sängerkastrat wurde, wie es sein Onkel vorschlug. Stattdessen heiratete er zweimal, erst Isabella Colbran, eine spanische Sopranistin, selbst Komponistin und eine der berühmtesten Sängerinnen ihrer Zeit. Auf sie folgte die schöne französische Kurtisane und Modell zahlreicher Künstler, Olympe Pélissier, mit der er zuvor schon einige Jahre liiert war. In knapp zwei Jahrzehnten verfasste Rossini neben 39 Opern, die Europa in einen wahren Rossini-Rausch versetzten, romantische Gesänge, zahlreiche Kantaten, Instrumental- und geistliche Musik.

Das „Dramma giocoso“, seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Italien eine von vielen möglichen Bezeichnungen für eine Opera buffa, ist nicht nur lustiges Drama, sondern auch Opera semiseria, denn die Hauptfiguren, Prinz Ramiro, Philosoph Alidoro und Cenerentola/Angelina, sind einfühlsam und facettenreich gezeichnet. Inhaltlich basiert die Oper auf dem Märchen Cendrillon aus der Sammlung Charles Perraults. Eine Stiefmutter oder ein hartherziger Stiefvater, hier ein verarmter Adeliger, Don Magnifico, hofft, eine seiner beiden Töchter mit einem reichen Prinzen verheiraten zu können, während die dritte Tochter als Magd im Haus gehalten und von Vater und Schwestern gedemütigt und verspottet wird. Natürlich ist sie hübsch, liebenswert, herzensgut und verzaubert mit ihrer Anmut auch ohne große Roben.

Die erste Szene spielt im heruntergekommenen Schloss des Baron, wo sich dessen Töchter Clorinda und Tisbe herausputzen, während ihre bebrillte und in eine gemusterte Kittelschürze gekleidete Stiefschwester bei der Hausarbeit das Lied von der Liebe eines Königs zu einem einfachen Mädchen singt. Der Philosoph Alidoro sucht, als Bettler verkleidet, eine geeignete Frau für den Prinzen. Angelina bewirtet ihn, was den geizigen Stiefschwestern mißfällt. Abgesandte des Prinzen bringen eine Einladung zu einem Ball, wo Ramiro eine Braut aus allen jungen Frauen und Mädchen seines Reiches finden möchte.

No no: non v’è, non v’è

Die Schwestern Clorinda und Tisbe laufen zu ihrem Vater und wecken ihn aus einem Traum, der ihm, in Gestalt eines Esels, eine glänzende Zukunft verspricht. In den folgenden Szenen kommt, als Diener verkleidet, Ramiro ins Haus, findet es erst scheinbar verlassen vor, bevor er auf Cenerentola trifft, die ihn sogleich verzaubert. Als er sie nach Namen und Herkunft fragt, weiß sie nicht, wie sie antworten soll. Ramiros Diener Dandini, verkleidet als sein Herr, führt die beiden Töchter Don Magnificos, die sich heftig um ihn bemühen, in dem Glauben, er sei der Prinz, auf´s Schloss. Dabei fällt auf, dass es drei Töchter sein müssen. Kaltherzig behauptet Magnifico, die dritte Tochter sei tot. Cenerentola bleibt unglücklich zurück, getröstet von Alidoro mit dem Versprechen, sie zum Fest zu bringen.

Il mondo è un gran teatro

Im Schloss bittet Ramiro seinen Diener Dandini, die Gäste genauestens zu beobachten und zieht sich zurück. Die Schwestern umwerben den Diener, während ihr Vater sich im Weinkeller betrinkt. Ramiro befragt Dandini über die Schwestern. „Unverschämt, launisch, eitel“ lautet sein Urteil, was Ramiro erstaunt, da Alidoro ihm versichert hat, seine Braut werde eine der Töchter des Barons. Als die Schwestern von Dandini nicht ablassen, macht er ihnen den Vorschlag, weil er ja leider nur eine wählen könne, die Verschmähte von beiden solle seinen Diener heiraten. Beide sind entsetzt.

Mi par d’essere sognando

In dem Moment betritt Angelina den Ballsaal. Alle Anwesenden sind beeindruckt von ihrer Schönheit. Auch Dandini als Prinz umwirbt Angelina, doch sie sagt ihm ehrlich, dass sie sich in seinen Diener verliebt hat und Reichtum ihr nichts bedeutet. Ramiro, der sie belauscht hat, kommt aus seinem Versteck, macht ihr einen Antrag. Sie überreicht ihm einen Armreif, mit der Aufforderung, sie zu suchen. Wenn er sie, die den gleichen Armreif trage, gefunden habe und dann noch immer liebe, werde sie ihn heiraten. Dann verschwindet sie. Ramiro schwört, sie wiederzufinden.

Sì, ritrovarla io giuro

Wieder zu Hause denkt sie sehnsuchtsvoll an den Diener des Prinzen, während Vater und Schwestern sie noch mehr hassen wegen ihrer großen Ähnlichkeit mit der Unbekannten auf dem Ball. Ein Unwetter, die Kutsche des Prinzen hat einen Unfall. Mit seinem Diener sucht er Schutz im Hause Don Magnificos, der sich über den Rollentausch wundert. Als Cenerentola hereinkommt, erkennt Don Ramiro sie und ihr Armband sofort wieder. Schwestern und Vater versuchen vergebens, sie schlecht zu machen und ihm auszureden. Der Prinz führt sie fort. Ende gut, alles gut, Traumhochzeit im Schloss, Angelina verzeiht Vater und Schwestern.

Alles verändert sich langsam… Mein langes Leid war wie ein Traum

Nach gut zweieinhalb Stunden endet die Oper mit einem Freudenchor. Regisseur Sven-Eric Bechtolf, Schauspieler, Theater- und Opernregisseur und seit kurzem auch Buchautor, ausgebildet am Salzburger Mozarteum, gesamtverantwortlich für die Salzburger Festspiele 2015 und 2016, hat eine solide Regieleistung abgeliefert, die besteht, weil Sänger, Chor und Dirigent an diesem Abend begeistern.

Mehr königlicher Glamour und Pomp statt Polyesterfummel und 50er Jahre Trostlos-Tristesse hätte ich mir gewünscht. Das Schloss des Prinzen mehr Luxus-Autogarage, in die Jahre gekommenen Prinzessinnen, dicklich die eine, ordentlicher Busen blass und flachbrüstig die andere, aber das erfordern die Rollen.

Sehr hübsch trotz schwarzer Hornbrille und Kittelschürze ist nur Aschenputtel mit den langen Haaren, die sie zum Zopf gebunden hat. Isabel Leonard in der Titel­partie als Aschenputtel ist ein Glücksfall für die Rolle. Die 34-jährige bildhübsche Französin, die am Konservatorium von Montpellier ausgebildet wurde und vor 9 Jahren ihr Debut bei den Salzburger Festspielen gab, wirkt viel jünger, optisch und stimmlich. Ihr Sopran ist frisch und unverbraucht, auch wenn sie ein klein wenig schwächelt, aber im Stream ist das immer etwas schwerer zu beurteilen als im Opernhaus. Tenor Maxim Mironov, der an der Wiener Staatsoper 2019 als Don Ramiro in »La Cenerentola« debütierte, wird seiner Rolle mehr als gerecht. Warm, weich, kraftvoll-voluminös seine Stimme, überzeugend glaubhaft sein Spiel, facettenreich von zurückhaltend-abwartend bis verliebt und werbend.

Zwischen Trockenhaube, Cocktailsessel, XXL Umzugskarton, Oldtimern und Zapfsäulen vor Rolltoren ist ein buntes Musik-Potpourri mit bekannten Melodien entstanden, wenig choreografiert. Rolf und Marianne Glitterberg (Bühnenbild und Kostüme) enttäuschen, aber weil der bunte Chor mit in die Bühnenhandlung einbezogen wird, Orchester und Dirigent gut aufeinander eingespielt sind, jeder weiß, worum es geht, ist der Abend wenig überraschend, aber rund.

Schwestern, die aufgeregt kreischen im baufälligen, halb eingestürzten Palast des Vaters, ein junger, blonder bebrillter Mann, in Reitstiefeln, verkleidet als Chauffeur mit Kappe und Ballonhosen, auf der Suche nach der wahren Liebe. Er trifft auf Aschenputtel, die vor Aufregung und Überraschung gleich ihr Tablett fallen lässt, als sie das Geschirr abräumen möchte. Liebe auf den ersten Blick, Köche, Musiker, ein schmalziger Sänger in weißem Anzug mit gepunktetem schwarzem Hemd und Zopf, der von Bienen und Liebe singt.

Ein Sammelsurium an Menschen: Geistlicher, Uniformierter, eine Transe. Taschenlampen blinken.

Kein Wort mehr. Sie wird meine Braut.

Riesenjubel. Leichtigkeit, die es in Zeiten von Corona braucht.

Daniela Debus

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